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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 6

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
6 Die rechte Zeit der Torfbereitung — die Sommerzeit — ist jetzt vorüber, und daher treffen wir heute auf dem Moore nur noch wenige Männer bei verspäteter Arbeit. An den trocken gelegten Orten stechen sie den Torf mit scharfen Spaten ab; dagegen wird von ihnen an anderen Stellen die noch feuchte Torferde in hölzerne Formen geworfen und daun oben mit einem kleinen Brette eben gestrichen; es gelingt jedoch nur bei sonnigem Herbstwetter, diesen Tors noch trocken unter Dach und Fach zu bringen. Trotz dieser alljährlich sich wiederholenden Ausnutzung des Moores wird die Torferde auf den großen Moorflächen nicht alle; denn sie bildet sich tagtäglich dadurch neu, daß die Heidekräuter, Biufeu, Ried- gräfer und Torfmoose, wie wir sie vor unseren Augeu sehen, in den Wintermonaten niedersinken und verwesen, und daß aus dieser Unter- läge dann im nächsten Frühjahr nene Pflanzen wachsen, welche im folgenden Winter dasselbe Schicksal erfahren. Durch das Herausnehmen der Torferde entstehen aber zahlreiche Gruben, mit brauuem, übelschmeckenden Moorwasser angefüllt, und um dieses abzuleiteu, hat man mehrfach Abzugsgräben angelegt, unter denen der Schiffgraben, an welchem wir auf dem Rückwege entlang gehen, der größeste ist. Er gleicht einem kleinen Flusse und fließt über „Gr. Buchholz" uach dem Steuerndiebe und von da in gerader Linie durch die Eilenriede an dem Zoologischen Garten vorüber bis nach dem „Neuen Hause" hin, wo ein übermauerter Kaual das Wasser aufnimmt, um es der Leine zuzuführen. Noch zu Anfang dieses Jahr- Hunderts fuhren die Bewohner Hannovers den Torf mit Kähnen auf diesem Wasserwege durch die Schissgrabeustraße bis an das Aegiedienthor. Aus dem Wege durch die Eileuriede freuen wir uns über diesen herrlichen Wald, welchen man mit Recht einem großen Palaste ver- glichen hat, aufgebaut auf hohen Säulen, nämlich auf schlanken Tannen, Eichen und Buchen. Zweige und Laubwerk wölben das Dach, bald im Ruudbogen, bald im Spitzbogen, und Gras und Moos bilden den Teppich, häufig mit vielfarbigen Blumeu durchwirkt. Da wächst das Maiglöckchen und Leberblümchen, das Milzkraut, der Waldmeister und viele andere duftende Blümchen. Dichter und Sänger haben aus diesem Pflanzenteppiche zwei Blumen herausgenommen und dieselben mit ihren Liedern verherrlicht: das Maiglöckchen und den Waldmeister.

2. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 10

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Zweite Keile: Bon Hannover bis an die Wasserscheide zwischen Weser und Elbe. Siehe Karte 1. Erster Tag: Die Leine bis an die Mündung in die Aller. Von jetzt an durchwandern wir weitere Strecken über Berge und Thäler, über Flüsse, Wiesen, Moore und Heideflächen bis an die Grenzen unserer Provinz und noch darüber hinaus, sobald unser Weg vorübergehend benachbarte Gebiete berührt. Bei unseren Reisen nehmen wir die Flüsse als Wegweiser und folgen von Hannover aus zuerst dem Laufe der Leine bis an die Mündung in die Aller. „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welt, Dem will er seine Wunder weisen, In Berg und Strom, in Wald und Feld." Unterwegs halten wir wie bei den vorigen Ausflügen Rundschau im Lande, um zu beobachten, wie die Menschen jedem Boden seine eigentümlichen Erzeugnisse abzugewinnen wissen: Hier legen sie Wiesen an und dort Wälder, Ackerland und Gärten; hier stechen sie Torf und an anderen Orten bohren sie nach Petroleum und Steinsalz, oder sie fördern aus deu dunklen Bergwerken Erze und Steinkohlen an das Tageslicht. Sie scheuen die harte Arbeit uicht; denn Arbeit macht das Leben süß! Unser erstes Interesse an der Leine wecken die Wiesen neben dem Georgengarten und vor der Herrenhäuser Kunst, weil sie uns im Sommer eiu anschauliches Bild von dem Leben und Treiben auf den Marschwiesen geben; denn Pferde und Kühe bleiben hier vom Mai an 5 Monate lang Tag und Nacht im Freien.

3. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 13

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
13 Auf der Aller herrscht oft, wenn die Holzhändler aus Celle und Winsen a. d. A. ihre Holzflöße nach Bremen senden, ein reges Leben; denn Tannen und Fuhren bilden durch die ganze Heidegegend einen bedeutenden Handelsartikel. Der Floßmeister vereinigt etwa 29 Balken zu einem Floße, indem er am untern und obern Ende eines jeden Bauines ein Loch bohrt, um in dieses mit Holzkeilen einen aus Weiden geflochtenen Strang hineinzutreiben, so daß dieses Weidenband schließlich über das ganze Floß hinläuft und die einzelnen Balken zusammenhält. Bei der Mündnng der Wietze, welche ihre ersten Gewässer aus dem Grenzgraben der Eilenriede bei der List und durch kleine Zuflüsse aus dem Warmbüchener Moor erhält, verlassen wir die Aller, um die Teerquellen bei den Dörfern Wietze und Steinförde aufzusuchen. Es sind hier in letzten Jahren 7 Bohrtürme errichtet, durch welche, — freilich in bedeutender Tiefe — Petroleumquellen erschlossen sind und in noch tieferen Schichten auch Steinsalzlager. Daneben haben einige Hofbesitzer auch auf ihren Grundstücken Teerquellen, und das von ihnen angewandte einfache Verfahren bei der Gewinnung des Teeres ist folgendes: Man thnt die fette Erde aus den Quellen in große Kessel, gießt heißes Wasser darüber und füllt dann die oben schwimmenden Fetlteile ab. Aber sowohl die durch die Bohrtürme, wie auch durch diese Quellen gewonnen Petroleummassen werden ungereinigt als Wagenschmiere in den Handel gebracht. Auf dem Rückwege gehen wir an der Wietze entlang bis an die Aller. Der Wietzemündung gegenüber am rechten Ufer der Aller zieht sich stundenweit bis in die Nähe von Hudemühlen ein umfangreiches Moor hin, größer als das Neustädter und Warmbüchener Moor. Kein Baum unterbricht die unabsehbare Einöde, welche mit schilfigem Moorgras und Binsen bedeckt ist. Hier sind die Brutstätten der wilden Enten, Bekassinen und Kiebitze; ja selbst Kraniche, die sonst meistens weiter nach Norden ziehen, nisten in diesem großen Moore. Wenn du in später Abendstunde oder zur Nachtzeit an solch' ausgedehnten Moorflächen vorüber wanderst, auf welchen die. tiefe Stille nur durch den emtönigen Ruf der Wasser- und Sumpfvögel unterbrochen wird, dann zieht ein banges Gefühl der Einsamkeit in dein Herz hinein, und in deiner Einbildung erscheint dir das Glüh- würmchen im Moore wie ein Irrlicht. Aber wehe dir, wenn du in

4. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 16

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
16 1. Um größere Heideflächen zu durchwandern. 2. Um die sieben Steinhäuser aufzusuchen. 3. Um in einem Bauernhause Einkehr zu halten. 1. „Es ist so still, die Heide liegt Im warmen Mittagssonnenstrahle, Ein rosenroter Schimmer fliegt Um ihre alten Gräbermale. Die Kräuter blühn, der Heidednst Steigt in die blaue Sommerlust. 2. Lauskäfer hasten durchs Gesträuch In ihren goldnen Panzerröckchen, Die Bienen hängen Zweig um Zweig Sich an der Edelheide Glöckchen. Die Vöglein schwirren ans dem Ärant, Die Lust ist voller Lerchenlaut." Wir sind jetzt im Herzen der Lüneburger Heide. Schattenlos und einsam ist unser Weg, und mühevoll ist das Wandern im losen Wüstensande. Ringsum herrscht tiefe Stille, welche aber ab und an wohlthueud unterbrochen wird durch das Zirpen der Grille, das Summen der Bienen und durch den fröhlichen Gesang der Heidelerche. Auf weiten Strecken sehen wir nur Himmel und Erde vor uns; während au anderen Stellen Birken- und Fuhrenwälder, der zierliche Wachholderstranch, der gelbblüheude Ginster oder auch die wilde Rose willkommene Abwechselungen in die Eintönigkeit der öden Heideflächen bringen. Wir stecken uns einen duftenden Rosenstrauß au deu Hut und singen das Lied von dem Heideröslein: „Sah ein Knab' ein Röslein stehn, Röslein aus der Heiden, War so jung und morgenschön, Lief er schnell, es nah zu sehn, Sah's mit vielen Freuden."■ Man hat diese ausgedehnten Heideflächen verglichen mit dem weiten Meere, und in Wahrheit ist in ganz früher Zeit, wie wir das schon beim Lindener Berge gesehen haben, die ganze „Norddeutsche Tiefebene" vom Meere bedeckt gewesen. Die stummen Zeugen für diese Annahme sind dort am Lindener Berge die versteinerten Meer- schneckenhäuser und hier neben versteinerten Seeigeln, die auf Eisschollen von Schweden und Norwegen hierhergetragenen umfangreichen Granit- blöcks.

5. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 18

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
18 Schmucksachen haben die damaligen Bewohner wahrscheinlich von den Phöniziern, welche schon in alter Zeit mit ihren Schiffen von der Westküste Asiens durch das Mittelländische Meer und durch den At- lantischen Oeean nach der Ostsee gefahren sein sollen, gegen Pelzwerk und Bernstein eingetauscht. Bereits zu Salomos Zeit, 1000 Jahre vor Christi Geburt, stand Kunst und Handwerk bei diesem kühnen Seefahrervolk aus hoher Stufe, wie mir das aus der Geschichte von dem Tempelban in Jerusalem wissen. Die Zeit, in welcher man den Verstorbenen bronzene Schwerter mit in das Grab gab, nennt man die Bronzezeit. Im hannoverschen Museum ist eine ganze Sammlung von bronzenen Schwertern und Spangen ausgestellt. Die Einwohner unseres Landes waren zur Steiu- und Bronzezeit wahrscheinlich noch keine Deutsche. Als die Römer im Jahre 113 v. Chr. mit uuseru alteu Vorfahren kämpften, welche aus den fernen Gebirgs- gegenden Kleinasiens eingewandert waren, trafen sie bei ihnen bereits eiserne Waffen an. Die „Sieben Steinhäuser" werden der Denkwürdigkeit wegen von Hannover aus vielfach besucht. Um aber rascher zum Ziele kommen zu können, wählt man nicht unsern heutigen Weg, sondern denjenigen mit der Eisenbahn Hannover-Visselhövede bis nach der Station Wals- rode, geht dann über Fallingbostel und erreicht von Walsrode ans in etwa drei Stunden den einstelligen Bauernhof Homannshof, in nächster Nähe der Steinhäuser an einem klaren Heidbache gelegen. Vierter Tag: Von den Steinhäusern bis Fallingbostel. Eingehende Besichtigung eines Bauernhauses. An dem Wege nach Fallingbostel liegen, wie überall in der Lüneburger Heide, einzelne Gehöfte, beschattet von Eichen und Buchen und begrenzt von geflochtenen Zäunen. Stets haben entweder Quellen, fruchtbare Äcker und Wiesen oder liebliche Waldesstellen die Menschen zum Anbaue herbeigelockt. Die meistens aus Fachwerk gebauten und mit Stroh und Heide gedeckten, ehrwürdigen Wohnhäuser haben an der Giebelseite hölzerne Pferdeköpfe, wie wir sie schon auf unserm ersten Ausfluge in Vahren- wald sahen, und in die Querbalken über den Thüren sind fromme Sprüche geschnitzt, z. B. Bete und arbeite! Unsern Ein- und Ausgang

6. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 20

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
20 segne Gott! und andere. Unter dem Dache Hausen die zutraulichen Schwalbeu, und das mit grünem Moos bewachsene Strohdach wählt der Storch mit Vorliebe für sein kunstloses Nest. Wir treten ein in eins der älteren Häuser, um die Bauart des- selben kennen zu lernen. Wohnhaus, Viehhaus und Dreschdiele be- finden sich unter einem Dache. An die große Wohnstube (Döuze) grenzt außer einer größeren Schlafkammer auch ein Alkoven, d. i. eine kleine Kammer ohne Fenster, in welcher eben nur ein Bett und Stuhl Platz findet. Ein umfangreicher, von außen zu heizender, eiserner Ofen mit einem springenden Pferde steht in der Nähe des Alkoven. Auf dem Vorplatze (Fleet), welcher durch eiu hölzernes Gitter (Heck oder Gatter) vou der Viehdiele getrennt ist, befindet sich der ans gebrannten Lehmsteinen gemauerte, offene Kamin, mit dem an einer Kette hängenden großen Kessel. Um diesen Herd saßen früher Herr und Knecht, Frau und Magd in den freien Stunden beisammen. Weil kein Schornstein vorhanden ist, so durchzieht vou dem Kamine der Rauch das ganze Haus und durchräuchert in gründlicher Weise die über dem Herde im „Wiehme" hängenden Schinken und Würste. An der aus Lehm gestampften, großen Viehdiele stehen die Kühe, mit den Köpfen der Diele zugewandt. Diefe Viehdiele wird auch als Dreschtenne benutzt und ist mittels einer hohen Einfahrtsthür, durch welche ein beladener Erntewagen fahren kann, mit dem offenen Vor- schauer verbunden. Zu beiden Seiten des Vorschauers sind die Pserde- ställe. Über denselben auf den „Böhnen" (Bühnen) schlafen die Pferdeknechte und über dem Kuhstalle der Ochsenknecht. Vor dem Hanse führt eine kleine Leiter auf den Hühnerwiehin hinauf. Die Vorratskammern und der Keller befinden sich in einem nahe gelegenen kleinen Nebengebäude, im Speicher. So sind aber nur die älteren Wohngebäude eingerichtet, welche zum Teil schon über 300 Jahre stehen; die neueren Häuser dagegeu haben Schornsteine, und die Wohnräume sind von dem Viehhause nicht durch ein Holzgitter, sondern durch eine gemauerte Wand getrennt. Aus dem geräumigen Hofe, nicht weit von der Seitenthür des Hauses liegt der offene Brunnen (Soot) mit dem hohen Hebel zum Heraufziehen des Eimers. Etwas abseits steht der Backosen, und hinter demselben oder neben dem Brunnen ist häufig eiu Holunder- stranch gepflanzt, unter dessen Schatten das Hühnervolk am heißen Sommertage, eingescharrt im kühlen Sande, seine Ruhe hält, und

7. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 22

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
22 dessen schwarzglänzende Beeren im Herbste das zierliche Rotkehlchen als gern gesehenen Gast herbeilocken. Hinter dem Stubenfenster ist ein kleiner Blumengarten angelegt, mit Nelken, Akeley, Pfingstrosen, Krauseminze und Kamillen bepflanzt, und daran schließt sich ein größerer Gemüsegarten. Holunderstrauch und Kamillenbeet sind die Apotheken der Bewohner; denn bei jeder Erkältung muß der schweißtreibende Flieder- und Kamillenthee ge- trunken werden. Wir bleiben den ganzen Tag auf einem Bauernhofe, um das Leben und Treiben der Menschen kennen zu lernen. Fünfter Tag: Fortsetzung der letzten Reise und dabei Beobachtung der Beschäftigung und des Wesens der Heidebewohner. Wir stehen mit nnsern Gastgebern am srühen Morgen ans und verweilen bei ihnen bis an den Abend. Es ist Frühling. Schon um 4 Uhr weckt der Hauswirt oder der Großknecht das Hausgesinde, und jedermann eilt an die für ihn bestimmte Arbeit. Der Pferdeknecht giebt den Pferden Hafer, und dann putzt und striegelt er sie. Andere Knechte versorgen die Kühe und schassen Heide und Stroh zur Streu in die Viehställe, und die Mägde melken die Kühe, tränken die Kälber und füttern die Schweine. Während der Zeit richtet die Hausfrau das erste Frühstück au, entweder aus Milch mit Buchweizengrütze, oder in neuerer Zeit oft aus Kaffee bestehend, und erst gegen 6 Uhr, nach- dem alles Vieh versorgt ist, setzt das Gesinde sich zu Tische. Daraus verlassen die Männer den Hof, welcher stets von Acker- land umgeben ist, und hier auf dem Ackerland bleiben zunächst die Pferdeknechte mit den Gespannen zum Pflügen, Säen und Eggen. Von deu übrigen Knechten ziehen einige weiter auf die Berieseluugs- wiesen, die Gräben zu reinigen, und die letzten endlich müssen den längsten Weg zurücklegen nach der weiter entfernt liegenden Heide, die Heidebüschel zur Streu für das Vieh abzuhauen. Dort kreuzen auch der Imker und der Schäfer nnsern Weg; denn Bienenzaun und Schafstall liegen, geschützt durch einen Kranz von Birken und Fuhren, mitten in der Heide, wo das Hauptweidefeld ist für die Bienen und Heidfchnncken. Da die Schafe sich bei der Schaswäsche vor der Schur in den kalten Heidebächen leicht erkälten

8. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 24

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
24 können, so legt man in der Nähe der Schafställe, wenn die Quellen nicht zu tief liegen, zur Schafwäfche Teiche an, in welchen das Wasser stets wärmer ist, als in den Flüssen, und die dann zugleich als Schaf- tränke dienen. Der Imker geht bei seiner Arbeit im Bienenzaune rauchend von Bienenkorb zu Bienenkorb, weil der Dampf ihn vor den Stichen der Bienen schützt. Die Bienenschwärme, welche aus deu- jenigen Bienenkörben, welche zwei Königinnen beherbergen, unter An- sühruug der einen Königin ausziehen, weiß er, nachdem sie sich an eine:n Zweige gesammelt haben, in einein leeren Korbe geschickt wieder einznsangen. Die Dächer der mit Stroh und Heide gedeckten Schas- ftälle reichen bis auf die Erde hinab, weil das die Ställe im Winter warm und im Sommer kühl erhält. Um 9 Uhr wird draußeu das zweite nahrhafte Frühstück gegessen, nämlich geschrotenes Brot und geräucherter Speck, und um 12 Uhr wechseln im Hause auf dem Mittagstische an den verschiedenen Tagen Buchweizenpfannkuchen mit Fleischspeisen, Kartoffeln und Buchweizen- klößen ab. Nach dem Essen ist sür alle eine Stunde Ruhezeit bestimmt, und hernach beginnt die Arbeit in ähnlicher Weise wie am Vormittage. Eine Pause tritt um 4 Uhr nachmittags ein, zur Vesperzeit, und erst um 7 Uhr finden sich alle nach vollbrachter Arbeit aus deu: Hofe wieder au. Zunächst wird nun das Vieh gefüttert, gegen 8 Uhr wird gegessen, und nach dem Grundsatze: „Früh zu Bett und srüh wieder auf!" begiebt sich das Gesinde nach einem kurzen Plauderstündchen zur Ruhe. Die vorhin beschriebenen Arbeiten gewinnen aber au Abwechse- luug in den folgenden Jahreszeiten: Im Sommer durch das Gras- mähen, Heutrocknen, Torfstechen, Schafwaschen und Schafscheeren; im Herbste durch die vielfachen Erntearbeiten, und im Wiuter durch das Drefcheu, Spiuueu und Weben. Das Spinnen und Weben wird von der Hausfrau und den Mägden besorgt, welche im Frühlinge, Sommer und Herbste auch alle Garteuarbeiten zu verrichteu haben. Welcher Art sind denn die Bewohner der Heide? Sie gleichen, wie überall auf der weiten Welt, ihrer Umgebung. Still und friedlich liegt so ein Heidedorf da, und still und friedlich sind auch meistens die Menschen; nur spärlich spendet der Boden ihnen seine Erzeugnisse und Gaben, und in Folge davon bilden Genügsamkeit und Sparsam- keit durchweg den Grundzug ihres Wesens. Au: Sonntagmorgen

9. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 26

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
26 ziehen sie ernsten Sinnes stundenweit in dasselbe ehrwürdige Kirchlein, in welchem bereits ihre Urväter sich zum Gottesdienste versammelten, und andächtig werden auch wir beim Anblicke der schwarz gekleideten Menschenzüge gestimmt, umgeben von dem tiefen Frieden, welcher ganz besonders an diesem Tage auf der weiten Heidefläche ruht. Der Dichter singt davon: „Die Hirten neben der Herde ruh'n, Die Herde ruht auf der Weide; Die Menschen ziehen zur Kirche nun Im festlichen Sonntagskleide." Wie ist aber das Leben der Kinder in diesen einsamen Gegenden? Mehrere Höfe und kleinere Dörfer sind zu einer Schulgemeinde ver- einigt, und die Folge davon ist, daß die Kinder oft Schulwege von dreiviertel Stunden zu machen haben. Auf diesen Wegen, wo die Schulkameraden sich allmählich ansammeln, geht es aber meistens lustig her. Da wird im Takte marschiert, Wettlaufen geübt imt> sonstige Kurzweil getrieben. Nach der Schule werden, wie auch bei uns, die Schularbeiten angefertigt, und hernach beginnt das Spiel, oft freilich nur mit wenigen Spielgenossen. Der Holunderstrauch, der Weidenbaum und das Röhricht im Teiche sind ihre Spielwaren- lüden. Aus den markigen Holunderzweigen fertigen sie nämlich Spritz- und Knallbüchsen an, und ans dem herausgestoßenen Marke inachen sie Purzelmänner. Im Frühliuge, wenn der Saft in die Bäume steigt, klopfen sie die Rinde von den Weidenruten ab, um Flöteu daraus zu schneiden, und das Rohr im Teiche muß ihnen andere Blasinstrumente liefern. Märchenbücher, wie die Stadtkinder, besitzen sie nur selten; aber sie leben auf vertrauten Fuße mit der Natur, und daher sind auch Wiese, Wald und Feld die einzelnen Blätter in ihrem großen Sagen- und Märchenbuche. Mit den kleineren Ge- schwistern durchstreifen sie nämlich die Umgebung der Gehöfte, und am Teiche rufen die erfahrenen Zugführer deu ihnen anvertrauten jüngeren Kindern warnend zu: „Geht nicht zu nahe an das Wasser, denn es sitzt der Wassermann darin; auch das Kornfeld dürft ihr nicht be- treten, fönst hakt euch das Kornweib hinein; wagt euch ebenfalls nicht zu weit an das Moor hinan, besonders nicht zur Abendzeit, weil das Irrlicht euch auf Nimmerwiedersehen hineinlocken konnte in die schauer- liche Tiefe." Am Rande des Kleeackers suchen alle emsig nach vier- blättrigem Klee, denn der bringt dein Finder Glück. Wenn der Kuckuck

10. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 28

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
28 Nahe bei Soltau liegt der einstellige Hof Stübeckshorn, auf welchem Hermann Billung, welcher später Herzog von Sachsen wurde, geboren sein soll. Von Stübeckshorn hat sich folgende Sage erhalten: Kaiser Otto der Große, welcher deutscher Kaiser war von 936—973, reitet einst aus seiner Reise nach Soltau über Stübeckshorn und will in der Nähe des Hofes seinen Weg über das Ackerfeld nehmen. Hier hütet aber Hermann, der junge Sohn des Meyers, die Schafe und stellt sich mit seinem Hirtenstabe, an welchem ein kleines Beil befestigt ist, dem Kaiser mit den Worten entgegen: „Hier darf nicht geritten werden." Diese Keckheit gefällt dem Kaiser sehr, er nimmt den Knaben mit an den Hof und ernennt ihn zum Edelknaben. Nach feinem kleinen Beile wird er fortan Hermann Bieling genannt. So lautet die Sage; aber Hermanns Geburtsstätte ist wahrscheinlich das nach ihm benannte Hermannsburg gewesen, wo sein Haupthof gelegen hat. Zwei Stunden östlich von Soltau, nahe bei Munster, hat die Regierung etwa 23 000 Morgen Heide und Fuhrenwalduug angekauft zu einem Schießübuugs- und Exerzierplatze für unsere Soldaten (34/5 Morgen = 1 ha). Gleich den Kruppschen Schießplätzen bei Meppen liegen auch diese großen Flächen, wegen der weitgehenden neuen Geschosse, in einsamer, menschenleerer Gegend. Das Lager besteht aus 25 Wellblechbaracken, in welchen gleich- zeitig über 3000 Soldaten, nebst Unteroffizieren und Offizieren unter- gebracht werden. Für die Pferde sind 15 Stallzelte errichtet, und wenn keine Kavallerie im Lager ist, so werden auch diese Zelte mit Mannschaften belegt. Die Stabsoffiziere wohnen in gemauerten Ba- racken, und alle Offiziere essen gemeinschaftlich im Kasino, während für die Soldaten sieben geräumige Küchen gebaut sind. Durch das Lager, welches mit einer kleinen Stadt Ähnlichkeit hat, führen nach allen Richtungen Straßen. Die Übungen daueru gewöhnlich von Mitte Mai bis Anfang September, so daß sämtliche Regimenter des 10. Armeekorps den Sommer hindurch nacheinander ihre Übungen in Munster abhalten können. Im Winter bleibt nur ein Arbeits-Kom- mando von 120 Mann im Lager, welches mit Wegeanlagen und allerlei Ausbesserungen beschäftigt wird. Nördlich von diesem Platze zieht sich ein langgestreckter Höhenzug hiu, welcher die Wasserscheide bildet zwischen Weser und Elbe, und wir folgen demselben in füdöst- licher Richtung bis nach dem Lüßwald neben der Station Unterlüß an der Hannover-Harburger Eisenbahn.
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